Interkulturelle Woche in Magdeburg

Kersti Ala-Murr, die den Abend mit Zigeunerliedern op.103 von Brahms eröffnete, erwies sich stimmstark und beherrschte einen bemerkenswerten Stimmumfang, wobei sie besonders in den höheren Lagen sehr zu gefallen wusste. Dies kam besonders schön bei den beiden bekannten Liedern von Edward Grieg , “Die Hoffnung” und “Ich liebe Dich”, die sie natürlich in Originalsprache sang, zum Ausdruck. Bei dem letzteren gelang es ihr besonders gut, die drängende Unruhe und den tiefen Gefühlsgehalt zum Ausdruck zu bringen.

 

von Ingeburg Friedrich
Fotos Aino Siebert
VOLKSTIMME, 02. Oktober 2004

Lieder aus Estland
Breit gefächert ist das Programm der diesjährigen Woche der ausländischen Mitbürger, und einer ihrer Schwerpunktthemen ist die Hinwendung zu den Ländern Ost- und Südosteuropas, die jüngst der Europäischen Union beitraten. Hierzu bot das “Konzert für Europa” einen mit sehr herzlichem Beifall aufgenommenen Beitrag. Für das Konzert im Magdeburger Schinkelsaal, bei dem drei junge estnische Künstlerinnen auftraten, hatten sich die Deutsch-Schwedische Gesellschaft mit dem Estnischen Forum und der Deutsch-Finnischen Gesellschaft als Veranstalter zusammengeschlossen.
Der Ort Karlsruhe taucht in den Biografien aller drei estnischen jungen Frauen auf, die das Konzert bestritten. Dort setzen sie, nach Ausbildung an der Estnischen Musikakademie in Tallin, gegenwärtig ihre Studien fort. Die Sopranistin Kersti Ala-Murr, die Mezzosopranistin Triin Maran, beide begleitet von der Pianistin Triinu Kull, boten ein weitgefächertes Liedprogramm deutscher und estnischer Komponisten.
Im ersten Teil waren es Lieder von Brahms, Grieg, Mahler, Sibelius und Schumann, in denen die Sängerinnen ihre fundierte Ausbildung, vor allem aber ihre große stimmliche Begabung unter Beweis stellten. Kersti Ala-Murr, die den Abend mit Zigeunerliedern op.103 von Brahms eröffnete, erwies sich stimmstark und beherrschte einen bemerkenswerten Stimmumfang, wobei sie besonders in den höheren Lagen sehr zu gefallen wusste. Dies kam besonders schön bei den beiden bekannten Liedern von Edward Grieg , “Die Hoffnung” und “Ich liebe Dich”, die sie natürlich in Originalsprache sang, zum Ausdruck. Bei dem letzteren gelang es ihr besonders gut, die drängende Unruhe und den tiefen Gefühlsgehalt zum Ausdruck zu bringen.
Triin Maran, deren dunkler, voller Mezzosopran sich weicher, aber nicht weniger kraftvoll präsentierte, beeindruckte vor allem mit zwei Liedern aus Mahler “Des Knaben Wunderhorn”, in denen sie neben ihrem einnehmenden Timbre auch die ausgefeilte Technik, die diese Lieder erfordern, präsentierte. In allen Liedern wurden die Sängerinnen von der ausgezeichneten Pianistin Triinu Kull, die sich auf Kammermusik und Liedbegleitung spezialisiert hat, nicht nur begleitet, sondern geradezu getragen. Weich im Anschlag und absolut präsent , wenn es die Partie erlaubt, erfreute ihr Spiel durch fließende Grundierung des musikalischen Geschehens.
Der zweite Teil war estnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und Volksliedbearbeitungen vorbehalten. Musikalisch interessant und berührend waren diese Werke mit dem von Kersti Ala-Murr wunderbar zart und innig gesungenen Lied “Mein Altar” als Höhepunkt.
Eine Bereicherung war diese hochkarätige Liedersoiree, die entsprechenden herzlichen Beifall fand.

 

Von links: Triin Maran, Triinu Kull und Kersti Ala-Murr